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04.07.2008

Straßenbahn-Oldtimer 814 zurück in Bielefeld

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Straßenbahn-Oldtimer 814 zurück in Bielefeld - Er war 27 Jahre in Innsbruck unterwegs
Einen Bielefelder Straßenbahn-Oldtimer vom Typ GT 8 holte moBiel jetzt zurück nach Bielefeld. Freitag, 4. Juli traf der Schwertransport in den frühen Morgenstunden auf dem moBiel-Betriebshof ein und wurde dort von moBiel-Mitarbeitern in Empfang genommen. Die Straßenbahn (Baujahr 1962) war bis vor Kurzem in Innsbruck im Einsatz - und transportierte dort zuletzt Fußballfans bei der Europameisterschaft.

Im Bielefelder Straßenbahn-Netz war das Fahrzeug, das 1962 von der Firma Duewag in Uerdingen gebaut worden war, bis 1981 als Wagen 814 im Einsatz. Dann wurde es durch die neuen StadtBahn-Wagen M8C, die heute noch im Einsatz sind, abgelöst und an die Verkehrsbetriebe Innsbruck verkauft. Am 7. August 1981 am Miele-Anschlussgleis an der Schildescher Straße auf einen Bundesbahn-Tiefladewagen verladen, erfolgte der Transport über die Schiene nach Innsbruck.

Sorgsam gepflegt stand die Straßenbahn für den neuen Besitzer bis jetzt im täglichen Einsatz. Den letzten Höhepunkt erlebte die Bahn in Innsbruck bei der Beförderung der Fußballfans während der Fußball-Europameisterschaft. Jetzt wird sie nicht mehr benötigt, weil in Innsbruck eine neue moderne Fahrzeuggeneration Einzug hält.

Historische Straßenbahnfahrt als neues Angebot

"Wir freuen uns, das uns gelungen ist, neben dem historischen zweiachsigen Straßenbahn-Wagen (Baujahr 1926), der sich als nicht fahrfähiges Exponat in unserer Werkschau befindet, einen immerhin fast 50 Jahre alten fahrbereiten Straßenbahn-Wagen nach Bielefeld zurückzuholen. Neben dem erfolgreich eingesetzten SparrenExpress, der aus einem Umbau gleichartiger Fahrzeugen entstand, verfügen wir damit über ein authentisches historisches Fahrzeug, das wir für Sonderfahrten einsetzen können", freut sich moBiel-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann. "Die gut erhaltene Bahn haben uns die Innsbrucker Kollegen zum Schrottpreis überlassen. Geprüft werden muss noch, ob sie durch den StadtBahn-Tunnel fahren kann. Denkbar in jedem Fall der Einsatz auf einen Rundverkehr über oberirdische Strecken ab Depot Sieker zur Innenstadt oder nach Senne. Die starke Nachfrage nach historischen Fahrten bei anderen Verkehrsbetrieben lässt uns hoffen, dass auch in Bielefeld der Wagen 814 oft zum Einsatz kommt."

Bis zu der ersten Fahrt der historischen Bahn in Bielefeld müssen sich die Bielefelderinnen und Bielefelder jedoch noch ein wenig gedulden. Trotz des guten Erhaltungszustands sind an der Bahn noch kleinere Ausbesserungsarbeiten notwendig. Darüber hinaus muss sie noch auf die neue Bielefelder StadtBahn-Fahrdrahtspannung von 750 Volt Gleichstrom umgestellt werden. Als Straßenbahn genügten der Bahn bisher 600 Volt.

Bielefelder StadtBahn-Wagen lösten Straßenbahnen ab

Anfang der 80iger Jahre verfügten die damaligen Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Bielefeld über 25 sechsachsige Straßenbahnen, 16 vierachsige Beiwagen und 15 achtachsige Straßenbahnen. Da diese Fahrzeuge für den Tunnelbetrieb der StadtBahn, der am 28. April 1991 in Betrieb ging, nicht geeignet waren, wurden sie zwischen 1981 und 1990 durch die StadtBahn-Wagen M8C abgelöst. Die nicht mehr benötigten Straßenbahnen wurden aber nicht verschrottet, sondern konnten größtenteils an andere Verkehrsbetriebe verkauft werden, wo sie noch Jahre im Einsatz standen. Einzelne Wagen blieben in Bielefeld. Sie wurden zum SparrenExpress, zum Winterdienstfahrzeug und zum Schienenschleifwagen umgebaut.

Neben den Verkehrsbetrieben Würzburg und Darmstadt sowie der Oberrheinischen Eisenbahn Gesellschaft in Mannheim übernahm Innsbruck fünf sechsachsige und zehn achtachsige Straßenbahnen, die bis heute überlebten. Acht der achtachsigen Bahnen, darunter auch der Wagen 814, bauten die Innsbrucker zu sechsachsigen um. Die so gewonnenen Mittelteile wurden in Zweirichtungs-Straßenbahn-Wagen, die gebraucht aus Hagen nach Innsbruck kamen, eingebaut und auf der Stubaitalbahn zwischen Innsbruck und Fulpmes eingesetzt. Die sechsachsigen und die verbliebenen zwei achtachsigen Bielefelder Bahnen verkehrten im Innsbrucker Stadtnetz und auf der Mittelgebirgsbahn nach Igls. Anfang der neunziger Jahre erhielt der Wagen 814 sein Mittelteil zurück und fuhr fortan wieder als Achtachser durch Innsbruck. Für die nach wie vor brauchbaren Bahnen suchen die Verkehrsbetriebe Innsbruck nun Käufer in Südost-Europa.

Schwertransport war zwei Tage unterwegs

Den Transport der 25,80 Meter langen und 24,5 Tonnen schweren Bahn von Innsbruck nach Bielefeld übernahm die Paderborner Firma
Universal Transport, die über Spezialfahrzeuge und Erfahrungen mit dem Transport schwerer Schienenfahrzeuge verfügt. Gestartet war der Transport, der nur des Nachts fahren durfte, am Mittwochabend in Innsbruck. Da wegen Brückenbauarbeiten die Autobahn bei Fulda nicht befahren werden konnte, musste der von der Polizei eskortierte 40 Meter lange und drei Meter breite Schwertransport den Umweg über Regensburg, Hof, Leipzig und Madgeburg nehmen. Verladen war die Bahn auf einem fünfachsigen Spezialtieflader, gezogen von einer vierachsigen Zugmaschine mit über 600 PS. Heute (Freitag, 4. Juli) traf der Transport in den frühen Morgenstunden auf dem moBiel-Betriebshof ein und wurde dort von moBiel-Mitarbeitern in Empfang genommen.

701855 / Quelle: moBiel